Mythos Bayern
von Helmut Bauer Grafische Gestaltung: Lech Majewski.
Edition Bemberg, München 2004, € 58,–
Die Mythologisierung des bayerischen Hochlandes von 1800 bis 1950 ist Thema dieser Publikation. Vorgeführt werden Protagonisten wie der Schmied von Kochel, der Herrgottschnitzer von Ammergau, Holzknechte und Isarflößer, der Geigenmacher von Mittenwald, Hochtouristen und Sommerfrischler, Wilderer und Jäger. Zitate der Schriftstellerin Lena Christ und des Komiker Karl Valentin begleiten Abbildungen von bayerischen Preisvieh, vom Ranggeln und Raufen, vom Kartenspielen und Biertrinken.
In Bayern erreicht der Liebhaber die Kammer seiner Geliebten über die Leiter. Im Trachtenverein tanzt man den Schuhplattler und die Musik ist bayerisch gestimmt. Auf den Alm residiert die Sennerin gleichsam als Aphrodite der Berge und dass es dort oben keine Sünd’ gibt, weiß ein jeder, der zu ihr hinaufsteigt. Wirtshaus und Kirche, Leibbräu und Seelenbräu, das ist in Bayern eine Symbiose. Von klein an kleiden sich die Oberbayern in Gebirgstracht. Lederhosen und Ranzen, Gamsbart und Mieder vererben die Eltern an die Kinder. Bauernbühnen und Heimatfilme beweisen, wie das Bayernbild bis heute noch funktioniert. Die Wirklichkeit liegt fern, wenn es darum geht, dass in Bayern die Welt noch in Ordnung ist. Die Publikation führt in 55 Kapiteln vor, dass in Bayern klischeehafte Vorstellungen von hohem kulturellem Niveau gelebt werden.